Redebeiträge

Ein Redebeitrag von der Antifa Gruppe 5:

Der internationale Frauen*kampftag ist üblicherweise ein Tag, an dem Aktionen von feministischen Gruppen und Frauen*Lesben-Zusammenhängen durchgeführt werden. Oft setzen sich Antifagruppen nicht mit diesem Tag auseinander. Dabei sollte die Auseinandersetzung zur Stellung der Frau in der Gesellschaft genauso relevant innerhalb einer antifaschistischen Szene, wie in feministischen Zusammenhängen sein.

Denn weder die eigene Szene, noch die Gesellschaft, die wir kritisieren und überwinden wollen, sind frei von Sexismus und Gewalt gegen Frauen*.

Linke Gruppen aus allen Bereichen haben gemeinsame Feinde, wie zum Beispiel die AfD, Burschenschaften und andere Nazis. Die reaktionären Ideologien für die diese kämpfen schließen immer auch die Unterdrückung der Frau* mit ein. Ihr rechtes Weltbild leistet den herrschenden Gewaltverhältnissen und der tatsächliches Gewalt, die Frauen* tagtäglich erfahren, Vorschub.

Ein Blick in andere europäische Länder macht dies besonders deutlich. So zum Beispiel die Bestrebungen der letzten Jahre in Polen, Abtreibung nun gänzlich verbieten zu wollen oder der aktuell laufende Prozess gegen die gießener Allgemeinmedizinerin Kristina Hänel, die wegen des Verstoßes gegen den fragwürdigen Paragrafen 219a angeklagt wurde.

Antifa ist mehr als der Kampf gegen faschistische Ideologie. Antifa ist Befreiung vom Kapitalismus und muss auch Befreiung vom Patriarchat bedeuten.

Die Frage ist jedoch wie oder wie gut innerhalb einer männerdominierten Antifa-Szene überhaupt gegen Sexismus und Patriarchat agiert werden kann!?
Wie sollen in der eigenen Szene radikal emanzipatorische Ziele umgesetzt werden,
Wenn Frauen* der Zugang zu linksradikalen Gruppen immer noch erschwert wird, weil sie zuerst beweisen müssen, dass sie keine Angst und keine Zweifel bei militanten Aktionen haben,
Wenn Frauen* erst anerkannt werden, wenn sie sich dem dominanten Habitus der Männer anpassen.
Wenn Frauen* oft neben antifaschistischen, auch noch feministische Kämpfe kämpfen, während sich die Männer zurücklehnen .

Die Auseinandersetzung mit Sexismus, Homo- und Transphobie sowie den Geschlechterverhältnissen generell setzt eine Reflexion und Analyse eigener Gruppenstrukturen und des eigenen Verhaltens voraus. Es ist ein langer Prozess, der oft wenig konkret und produktiv erscheint. Das Gefühl, die Gesellschaft durch diesen Reflexionsprozess nicht merklich zu verändern bleibt. Trotzdem ist es wichtig sich klar zu machen, dass Gesellschaftsveränderung schon immer etwas mit theoretischer Analyse zu tun hatte und sich nicht nur in Aktionen manifestiert.

Auch der heutige Frauen*kampftag, der Tag gegen Gewalt gegen Frauen* und Themen, wie Awareness, Abtreibung, Heterosexismus und Patriarchat müssen Teil antifaschistischer Politik sein! Die Ideale, die dahinter stehen sollten wir nicht nur an speziellen Tagen, sondern jeden Tag im Blick haben. Antifa muss feministisch sein!

Die patriarchale Alltäglichkeit zerstören! Auch in der eigenen Szene!

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Ein Redebeitrag der Gruppe ana*m:

Wir feiern heute den 8. März als einen Tag des feministischen Kampfes. Es ist ein Tag, an dem wir auf die Straßen gehen, uns den öffentlichen Raum aneignen und Sichtbarkeit einfordern. Es ist ein Tag, an dem wir uns selbst feiern, die wir jeden Tag gegen ein heterosexistisches, kapitalistisches, antisemitisches und rassistisches System ankämpfen, ein Tag, an dem wir auf die Resultate unserer Kämpfe zurückschauen und deren Geschichte kritisch überdenken.

Was können wir aus den Kämpfen der letzter Zeit lernen? Und was bedeuten das für aktuelle und zukünftige Kämpfe?

Wichtige Rechte sind in den letzten Jahren errungen worden, die ohne den andauernden Kampf von Feminist*innen, Inter, Trans und queeren Personen so nicht denkbar gewesen wären. Die Ehe wurde geöffnet, das Sexualstrafrecht wurde überarbeitet und erst vor wenigen Monaten wurde für eine „dritte Option“ als Geschlechtseintrag entschieden, um einige Beispiele zu nennen.

Aber das ist uns nicht genug!

All diese Reformen müssen dem Staat in langwierigen Prozessen abgerungen werden. Betroffene müssen dafür einen harten Kampf auf sich nehmen. Haben wir hierdurch eine Verbesserung erreicht? Vielleicht. Dennoch: Was hat sich eigentlich für wen verändert?

Bei genauerem Blick zeigt sich: Die vermeintliche „Ehe für alle“ ist wohl kaum ein Ausdruck für Aufgeschlossenheit gegenüber queeren Lebensentwürfen. Sie ist ein Versuch, gesellschaftskonforme gleichgeschlechtliche Paare für das reaktionäre Konzept der Ehe zu vereinnahmen. Dieses bleibt ein Machtinstrument, das klassische und konservative Rollenverteilung fördert und damit das Patriarchat fort schreibt. Alternative Formen des Zusammenlebens abseits binärer, monogamer und romantischer Zweierbeziehungen finden weiterhin keine Berücksichtigung. Diese teilweise Öffnung der Ehe führt zu einer weiteren Stärkung dieses antiemanzipatorischen Konzepts. Dies bedient damit auch den momentanen antifeministischen Backlash, anstatt diesem entgegen zu stehen.

Solche Reformen können auch dem erstarkenden Rassismus weiter Aufwind geben, wie es sich im Diskurs um das Sexualstrafrecht beobachten lässt. Statt sexualisierte Gewalt als Problem zu thematisieren und die Betroffenen in den Mittelpunkt zu stellen, wird ganz in weißer Mannier mit zweierlei Maß gemessen und sich auf bestimmte Personengruppen als vermeintliche Täter fokussiert. Dies äußert sich in rassistischer Gesetzgebung (wie den Asylrechtsverschärfungen) und bereitet den Boden für rassistische Angriffe und Hetze gegen Schwarze, Geflüchtete und migrantische Personen. Das macht auch klar: Der rechtliche Schutz gilt nicht (oder nur eingeschränkt) für Women of Color, Schwarze, Geflüchtete und migrantische Frauen, Trans-Personen und Queers.

Das können, wollen und werden wir so nicht hinnehmen!

Auch wenn diese Gesetzesänderungen zunächst wie ein Schritt in die richtige Richtung wirken, sind und bleiben sie ein staatliches Instrument der Unterdrückung. Die Grenzen zwischen dem „Wir“ und „die Anderen“, zwischen dem „normal“ und „abnormal“ werden nicht angetastet, sondern lediglich verschoben. Neue Ausschlüsse und neue Abgrenzung werden produziert. Unterschiede zwischen uns werden als maßgeblich, als bestimmend erklärt um Vorherrschaft zu legitimieren. Es ist der Versuch, uns beherrschbar zu machen und unsere Solidarität untereinander zu brechen.

Aber wir lassen uns nicht spalten!

Wir sind solidarisch miteinander!

Wir scheißen auf diesen Staat und seine faulen Zugeständnisse!

Viele Menschen finden für sich und in Gemeinschaft Möglichkeiten der Lebensgestaltung, die aus diesen starren Kategorien ausbrechen; Gender, Begehren, Beziehung und Zusammenleben jenseits von anerkannten Normen. Im Akt dieses Ausbruchs können wir widerständiges Potenzial gegen den Staat und gegen heterosexistische Unterdrückung finden. Menschen entwickeln solidarische und machtkritische Formen des Zusammenlebens und entziehen sich damit staatlicher Kontrolle.

Lasst uns unsere Utopie aus vielen kleinen solcher Schritte erschaffen.

Lasst uns in unserem alltäglichen Miteinander der äußeren und inneren Herrschaft widerstehen.

Lasst uns ausbrechen, Grenzen überwinden und niederreißen.

Lasst uns öffentliche Räume nehmen und Freiräume schaffen.

Lasst uns unsere Körper und unser Leben aneignen.

Lasst uns Banden bilden und uns nehmen, was uns zusteht!

Kampf der heterosexistischen Unterdrückung!

Gegen den sexistischen und rassistischen Normalzustand!

Für den Anarcha-Feminismus!